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Artikelserie zum Glasfaserwissen: Teil 5

Alles Glasfaser – oder was?

Bonn, 03. Januar 2022:

Ob Telekom, Vodafone oder regionale Betreiber: Alle werben mit Glasfaser – doch die technischen Konzepte und die damit verbundenen Vor- und Nachteile für die Wohnungswirtschaft unterscheiden sich zum Teil ganz erheblich. Eine Übersicht.

„Marketing-Bullshit.“ Michael Gundall, Telekommunikationsexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er eine Täuschung der Kabelkunden und der Wohnungswirtschaft wittert. Auf die Palme bringen ihn Begriffe wie „Kabel-Glasfaser“ oder „Koax-Glasfaser“, mit denen große Kabelnetzbetreiber ihre Netze bewerben. Für Gundall ist das Etikettenschwindel. Grund genug, sich die Infrastrukturen und die Konzepte der Betreiber einmal kritisch anzusehen.

Für die Telekom ist der Fall klar: Sie kündigte letztes Jahr das größte Investitionsprogramm ihrer Geschichte an, um bis 2030 ihre Kupferdoppelader durch pure Glasfasernetze zu überbauen. „Überbauen“ bedeutet nicht „ersetzen“, wohlgemerkt: Die vorhandenen Telefon-/DSL-Anschlüsse sollen weiter betrieben werden, solange sie genutzt werden. Ein gigantisches Vorhaben, denn anders als die Kabelnetze gibt es die Kupferdoppelader nicht nur in den Ballungsräumen. Sie gehört seit Generationen zur Grundversorgung praktisch jeder Immobilie in Deutschland.

Die Telekom hat längst schon den größten Teil der Netze in Glas erneuert

Obwohl die Ankündigung des Telekom-Chefs Tim Höttges, auf Glasfaser pur zu setzen, erst wenige Monate zurückliegt, kann der Bautrupp schneller vor der Tür stehen, als mancher Hauseigentümer erwartet. Der Grund: Die Telekom hat längst schon den größten Teil der Netze in Glas erneuert. Daher sind die Netze nicht zusammengebrochen, als während der Corona-Lockdowns der Bandbreitenbedarf der Privathaushalte explodierte. Vielerorts müssen nur noch die letzten Meter vom Verteilerkasten in den Gebäudekeller und von dort aus in die Wohnungen neu verlegt werden. Das ist allerdings auch der aufwändigste Abschnitt. Der Hauseigentümer hat die Wahl, die Glasfaser zunächst bis in den Keller legen zu lassen und abzuwarten, bis ein Mieter einen Wohnungsanschluss bestellt. Die Telekom rückt dann jedes Mal aus, um die Glasfaser bis in die Wohnung zu ziehen. Alternativ können auch alle Wohnungen in einem Aufwasch angebunden werden, und unter Umständen für die Mieter kostenlos und ohne Abnahmezwang. Das Ergebnis lautet dann „FTTH, Fiber to the Home“ – das bedeutet, dass die Lichtsignale bis in die Wohnung geleitet werden. Das ist der Anschluss, den Michael Gundall meint, wenn er von „Glasfaser“ spricht. Bei allen anderen Varianten ist die letzte Meile aus Kupfer und muss ab einem bestimmten Punkt von Licht auf elektromagnetische Impulse übersetzt werden. Mit einer solchen Hybridtechnik hat bisher auch die Telekom gearbeitet, um ihre Kupferdoppelader auf Touren zu bringen. Die Übertragungsnetze jenseits der Gebäude sind aus Glasfaser, die letzte Meile aus Kupfer; die Bandbreiten werden mit der „Vectoring“- bzw. „Super-Vectoring“-Technik beschleunigt und so auch für hochauflösende Fernsehangebote („MagentaTV“) ertüchtigt. Jetzt allerdings setzt die Telekom perspektivisch auf Glasfaser pur, der Netzausbau läuft unter Hochdruck.

Es lohnt sich, genau hinzusehen

Die Kabelnetzbetreiber setzen dagegen größtenteils auf den Weiterbetrieb ihrer Koax-Netze und nutzen die DOCSIS-Technologie, um dem Kupfer höhere Internet-Bandbreiten abzuringen. Auch bei den Kabelnetzbetreibern sind die überregionalen und teilweise auch regionalen und lokalen Übertragungsnetze aus Glasfaser. Je nach Betreiber und Konzept müssen die Koax-Netze jedoch unterschiedlich weite Wege zurücklegen, bis sie in einem Verteilerkasten in Glasfaser übergehen. Selbst wenn der Netzbetreiber unter dem Kürzel „FTTB“ (Fiber to the Building) Glasfaser bis zum Gebäude verspricht, muss das nicht zwingend bedeuten, dass der Glasfaser-Übergabepunkt schon im Keller liegt. Hier lohnt es sich, genau hinzusehen. Oft liegt der Übergang weiter entfernt und das kostet Übertragungsleistung. Die Telekom legt ihre Glasfaser grundsätzlich mindestens bis in den Keller und bietet Hausbesitzern an, auch bestehende Koax-Hausverteilnetze anzuschließen und die Internet-Bandbreite über die Kabel zu erhöhen. So bietet die Telekom über die DOCSIS-Technologie 200 Mbit/s im Upload an, wo die Kabelnetzbetreiber nur 25 Mbit/s erreichen – der höhere Glasfaseranteil macht’s möglich.

Glasfaser bis in die Wohnung bleibt das erklärte Ziel

Unabhängig davon bleibt FTTH, also „Glasfaser pur“ bis in die Wohnung, das erklärte Ziel. Das hat einen klaren Vorteil: Sind die Wohnungen erst einmal alle am Glasfasernetz, ist das Thema Fernseh- und Breitbandversorgung abgehakt. Vermieter und Verwalter brauchen sich dann keine Gedanken mehr darum machen, ebenso wenig die Erbengeneration und deren Kinder. Denn: Es ist nun mal ein Naturgesetz, dass im Universum nichts schneller ist als das Licht. Das macht die Datenübertragung über Lichtleiter zum Nonplusultra. Dass sie eines Tages durch eine andere Technologie abgelöst wird, ist unwahrscheinlich – dafür müsste das gesamte physikalische Wissen der Menschheit seit Einstein auf den Kopf gestellt werden. Das macht den FTTH-Anschluss zu einer sicheren Sache.

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