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WBG Wittenberg Geschaefsgebaeude

Interview mit den Vorständen Antje Bitter und Dirk Scheller

Anschluss der Wohnungsbaugenossenschaft Wittenberg eG an das Glasfasernetz der Telekom

Wie ein erfolgreiches Glasfaseranschluss-Projekt verläuft, erfahren Sie in diesem Interview mit den beiden Vorständen Frau Bitter und Herr Scheller von der Wohnungsbaugenosschenschaft Wittenberg eG.

Vorstaende Bitter und Scheller der Wohnungsbaugenossenschaft Wittenberg eG

Die Vorstände Antje Bitter und Dirk Scheller der WBG Wittenberg eG, (c) Wohnungsbaugenossenschaft Wittenberg eG

Wittenberg, 15. April 2021

Frau Bitter, Herr Scheller – Wir haben fertig! Alle rund 3.000 Wohneinheiten Ihres Bestandes sind seit Ende letzter Woche an unser Glasfasernetz angeschlossen. Wir sind richtig zufrieden! Sie auch?

Dirk Scheller: Auf jeden Fall, ja. In unseren Beständen zu bauen und zu modernisieren ist ja unser tägliches Brot, aber das hier war schon ein größeres Projekt und wir sind stolz, dass wir das geschafft haben. Aber wir sind jetzt auch geschafft (lacht)!

Was sagen Ihre Mitglieder?

Dirk Scheller: Für unsere Bewohner lag die Aufmerksamkeit klar auf dem Thema Fernsehen. Der Altersdurchschnitt unserer Mitglieder liegt bei gut 60 Jahren. Da sind die Themen rund um die TV-Umstellung wichtig: gibt es ein gutes Programm, funktionieren meine alten Geräte weiterhin, sind meine Sender noch da usw. Der Umstellungsservice hat sich um diese ganzen Sorgen gekümmert, und deswegen sind die Mieter auch zufrieden.

Antje Bitter: Der Glasfaseranschluss stand da nicht im Vordergrund. Das ist eben die Infrastruktur, die im Hintergrund laufen muss. Unsere Bewohner hatten eher die direkte Berührung mit der TV-Versorgung. Da muss alles laufen.

Was waren generell Ihre Überlegungen zum Thema Glasfaser? Warum haben Sie darüber nachgedacht, Ihre Liegenschaften mit einem Glasfaseranschluss auszustatten?

Dirk Scheller: Ganz nüchtern betrachtet: unser Vertrag mit dem Vorversorger lief aus und wir standen vor der Frage, wie wir den zukünftigen Vertrag gestalten wollen. Wie fit ist unsere NE4 für die Zukunft, vor allem, was brauche ich in der Zukunft? Telefonkabel? Kabelanbieter? Glasfaser? Wann kommen wir an einen Punkt, wo unsere aktuelle Netzqualität nicht mehr ausreicht, um eine moderne Medienversorgung in den Wohnungen sicherzustellen?

Wir haben unsere NE4 analysiert und festgestellt, dass gut 80% unseres Bestandes in den nächsten Jahren an den Grenzbereich kommt. Also mussten wir hier handeln – nur, setzen wir auf die Modernisierung von Kupfer oder Glas? Da wir diese Frage für uns nicht abschließend beantworten konnten, haben wir sie mit in unsere Ausschreibung geben. Die Kriterien waren erstens: Kupfer oder Glas und zweitens: lassen wir die NE4-Anlage durch den Anbieter/Betreiber erneuern oder in eigener Initiative?

Dabei kam heraus: Glasfaser ist heute wirtschaftlich zu betreiben und das Errichten und Betreiben durch den Betreiber ist die bessere Alternative. Die Entscheidung ist natürlich immer an Wirtschaftlichkeit und Rationalität ausgerichtet.

Antje Bitter: Der wirkliche Wert des Glasfaserkabels liegt in der Zukunft. Aber letztendlich baut heute auch keiner mehr Kupfer irgendwo neu rein, wenn er Glas haben kann.

Wie ist die digitale Infrastruktur in Wittenberg? Ist Glasfaser hier (schon länger?) ein Thema?

Dirk Scheller: Glasfaser ist in Wittenberg schon länger ein Thema. Regionale Unternehmen wie die Stadtwerke bauen hier Glas aus, auch in den kleineren Ortschaften. Der Unterschied zu unserem Projekt ist, dass Glas dort immer bis in die Häuser gebaut, aber nicht zum Endkunden gebracht wird. Das wird oft gar nicht differenziert, FTTB oder FTTH. Mit Glasfaser bis in die Wohnung, da sind wir in Wittenberg Vorreiter.

Es gibt in Wittenberg ein größeres kommunales Wohnungsunternehmen, unser Versorgungsvertrag mit dem Kabelnetzbetreiber lief zeitgleich aus. Hier gibt es beim Thema Glasfaser aber eine andere Bewertung und die Kollegen haben sich in der NE4 für ein Hybridnetz aus Glas und dem bestehenden Koax entschieden. Zum momentanen Zeitpunkt funktioniert das ja auch.

Und warum haben Sie sich für Glasfaser der Telekom entschieden?

Antje Bitter: Die Telekom war hier zwar nicht der Impulsgeber, denn wir haben uns diese Frage ja schon vorher gestellt. Aber die Telekom hat das beste Paket gemacht, nämlich ein gutes Produkt für die TV-Grundversorgung, gute Internettarife, Glasfaser bis in jede Wohnung – alles aus einer Hand. Plus ein wirtschaftliches Angebot. Und die Telekom hat klar gesagt: Umschaltung mit einer kompletten Vollausrüstung auf Glasfaser bis in jede Wohnung hinein kann man in einem Aufwasch schaffen.

Das eine waren die Leistungswerte, da war die Telekom vorn.
Das andere aber auch die Gespräche. Da bekamen wir einfach den Eindruck: Da hat uns jemand verstanden und sich auf unser Projekt eingelassen, der das will und auch schafft.

Denken Sie an den Anfang zurück: was waren im Vorfeld Ihre größten Sorgen in Bezug auf den Ausbau? Und konnten wir Ihnen diese Bedenken nehmen?

Dirk Scheller: Bei mir war die größte Sorge tatsächlich die Akzeptanz bei den Mitgliedern. Wir machen das für unsere Mitglieder – rennen wir da nicht in eine völlig falsche Richtung? Bei der Altersstruktur unserer Bewohner sind Veränderungen mit viel Überzeugung verbunden. Digitalisierung spielt da halt nicht die große Rolle. Wir haben deswegen unsere Mitglieder die ganze Zeit über intensiv informiert und solide argumentiert.

Herr Franz, unser Ansprechpartner bei der Telekom, hat eine sehr große Rolle gespielt damals beim Angebot, und er hat uns die Sicherheit gegeben, dass unsere Idee auch umsetzbar ist.

Antje Bitter: Das stimmt. Wir hatten in der ganzen Zeit dieselben Ansprechpartner bei der Telekom, das war richtig gut. Herr Franz hat uns von Anfang bis Ende begleitet.

Gab es unterwegs Stolpersteine? Und wenn ja, wie wurden die Probleme gelöst?

Antje Bitter: Ein Stolperstein liegt in der Natur der Sache: Die Medienverträge, deren Bestandteil ja auch individuell verhandelten Sonderangebote für das Wohnungsunternehmen sind. Da kann eine Telekom, die in einem regulativen Korsett steckt, sich nicht so frei bewegen und eine vergleichende Wettbewerbsfähigkeit ist da nicht immer gegeben.

Dirk Scheller: Der größte Stolperstein war bei der Umsetzung dann Corona. Das hat uns wirklich Sorgen in Bezug auf das Projekt bereitet, auch unseren Bewohnern. Wir mussten hier ja alles umdisponieren. 2-3 Monate konnten wir in keine Wohnung rein, das hätte uns die ganze Umsetzung zerschießen können. Da hat die Telekom aber wirklich eine hohe Flexibilität bewiesen. Wir konnten Termine anpassen und Arbeiten umpriorisieren und haben alles gut geschafft.

Faszinierend war das ganze technische Equipment, das musste ja alles logistisch zur rechten Zeit am rechten Ort sein. Die Verknüpfung von unseren Wünschen und den aktuellen Gegebenheiten, wie das dann alles so ineinandergegriffen hat, das war beeindruckend.

Fühlten Sie sich in die Planung und den Ausbaufortschritt ausreichend mit eingezogen und informiert?

Dirk Scheller: Also der Tiefbau bei der NE3 ging so schnell, dass das fast an uns vorbei ging (lacht). Da waren wir teilweise nicht flink genug mit der Info an die Bewohner. Aber bei der NE4, da waren wir sehr eng abgestimmt und konnten Terminketten usw. sehr gut gemeinsam planen.

Wie haben Ihre Bewohner und Mitarbeiter reagiert, als Sie den Glasfaserausbau ankündigten? Und wie zufrieden sind Ihre Mitglieder heute, mit dem Ablauf und vor allem natürlich mit den Produkten, die sie nun nutzen können?

Antje Bitter: Wir haben es ja eingangs schon angesprochen, der Altersdurchschnitt unserer Bewohner ist so um die 60 Jahre. Unsere Bestände wurden zum Teil schon in den 1950er und 60er Jahre gebaut, damals sind hier junge Familien eingezogen – und mit uns gealtert. Die Menschen wohnen lange und gerne bei uns und neue Bewohner kommen meist erst dazu, wenn Mitglieder versterben oder in ein Pflegeheim ziehen. Ein Generationenwechsel vollzieht sich langsam.

Dirk Scheller: Das Thema Breitbandversorgung mit Glasfaser ist entsprechend für die Mehrzahl der Bewohner nicht so relevant. Manch ein Bewohner hat gesagt: ich brauch das alles nicht. Denn die Sorge war groß, ob der alte Fernseher im Schlafzimmer, das Radio noch funktioniert. Ob die gewohnten TV-Sender weiter zu empfangen sind. Hier war die Telekom immer mit wachem Ohr bei uns, damit wir die Bewohner eng begleiten konnten und wir niemanden zurückgelassen haben. Vereinzelt haben wir Rückmeldungen über die tolle Bildqualität bekommen, aber ich glaube, hier halten es auch viele mit dem schwäbischen Sprichwort: Nicht gemeckert ist auch gelobt.

Antje Bitter: Es gab auch keine große Aufregung um die Baumaßnahmen. Dreck und Lärm während der Bauarbeiten sind natürlich immer ein Sorgenfaktor bei Bewohnern, aber das hielt sich doch alles im Rahmen und da gab es keine Beschwerden. Corona hingegen war schon ein Thema, denn der Glasfaseranschluss in der Wohnung erforderte ja auch, dass ein Telekom-Techniker dort Kabel ziehen und Geräte installieren muss…

Dirk Scheller: … apropos Geräte, eine Anekdote muss sein: der Technikversand per Post, also die CI+-Module und Receiver für die Bewohner, hat ganz Wittenberg vor Herausforderungen gestellt. Die Module sind ja personalisiert und werden dann nur über Post-Ident ausgegeben, sprich: der Bewohner muss persönlich bei der Post vorstellig werden. Bei einer Wohnungsgenossenschaft mit 3.000 Wohneinheiten bedeutet das: innerhalb eines kleinen Zeitfensters von wenigen Tagen pilgern mehrere hundert Wittenberger zu zwei Postfilialen in der Stadt. Da haben sich Schlangen gebildet, das erinnerte mich doch sehr an Bananen in vergangenen Zeiten.

Auch wenn es für Ihre Bewohner im Jahr 2021 nicht relevant ist, so haben Sie die Entscheidung für Glasfaser ja nicht zuletzt für die kommenden Generationen getroffen. Wo sehen Sie ganz konkret für Ihre Genossenschaft das Potenzial, das Glasfaser bis in jede Wohnung bietet?

Dirk Scheller: Breitbandanschlüsse werden ganz klar eine stärkere Gewichtung bekommen und das beflügelt den Wohnungsmarkt auch jetzt schon. Wir sehen es im Hinblick auf Corona und Homeoffice bzw. Homeschooling, das verändert unser Leben, Medienangebote verändern unser Leben. Und da haben wir mit Glasfaser unser Potenzial geschaffen.

Wittenberg als Wohnort bietet sich als Entlastungsmarkt für Berlin oder Leipzig an. Gerade der Wohnungsmarkt für Studenten ist in Berlin völlig überfordert. Studenten, Arbeitnehmer finden hier in Wittenberg bezahlbaren Wohnraum, eine halbe Stunde Fahrtzeit mit dem ICE entfernt. Die Stadt Wittenberg präsentiert sich als Wohnstandort für die Metropolregion Halle/Leipzig/Berlin. Und für die Zielgruppen die (bald) im Berufsleben stecken, können wir richtig was bieten: Lebensqualität, bezahlbarer Wohnraum - und trotzdem nicht abgehängt, denn mit Glasfaser wird im Homeoffice alles möglich, was auch im Büro in Berlin möglich ist und die Kinder zocken und streamen, was das Zeug hält.

An der Stelle ist dann eine Modernisierung der Infrastruktur auf Glasfaser nicht mehr nur was für Neubauten oder hochpreisige Immobilien, da spielt es keine Rolle, wie alt oder schön die Steine sind. Da ist Glasfaser für jede Liegenschaft ein großes Potenzial.

Infos zur Wohnungsbaugenossenschaft Wittenberg eG

  • Gründung 1954
  • Ein Team von 22 Vollzeitbeschäftigten, 4 Teilzeitkräften und 3 Auszubildenden bewirtschaftet rund 2.800 Wohnungen, 800 Garagen und PKW-Stellflächen, 600 Fahrradgaragen sowie 20 Gewerbeeinheiten
  • Rund 400 Wohnungen und Gewerbeeinheiten werden für Dritte oder nach dem Wohnungseigentumsgesetz verwaltet
  • Vorrangiges Ziel: die Instandhaltung und Modernisierung des eigenen Bestandes für ein behagliches, sicheres und preisgünstiges Wohnen aller Mitglieder
Wohngebäude WBG Wittenberg

Objekt Erich-Mühsam-Straße-24–28 der WBG Wittenberg; (c) enders Marketing und Kommunikation GmbH

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