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Artikelserie zum Glasfaserwissen: Teil 6

Fernsehversorgung: Nichts bleibt, wie es war

Bonn, 17. Januar 2022:

Immer größere Flachbildschirme, TV-Apps, Streaming, 4K-Bildqualität – die Revolution des Fernsehempfangs ist in vollem Gange. Das hat Folgen: Sender, Netzbetreiber, Medienpolitiker und auch die Wohnungswirtschaft müssen sich auf den Wandel einstellen.

Die Einführung des Kabelfernsehens hat dem Privatfernsehen den Weg bereitet. Damals eine Revolution, doch das ist etwa 40 Jahre her. Anschließend hat sich lange nicht viel getan. Seit der Digitalisierung der Fernsehübertragung um 2017 passten zwar mehr TV-Sender ins Kabel, aber dadurch hat sich die Art der Fernsehnutzung nicht wesentlich verändert – die Sender senden, die Zuschauer schauen. Daran änderte auch die Verbreitung des Fernsehens über Satellit nichts. Die Anzahl der empfangbaren TV-Sender stieg, aber Fernsehen blieb eine Einbahnstraße.

Umso heftiger ist der Umbruch, der erst seit gut 15 Jahren im Gang ist. Auslöser ist wieder einmal das Internet: Denn das TV-Programm, aber auch Filme, Serien, Dokus und andere Inhalte lassen sich über das Internet direkt auf den Fernseher übertragen, und zwar erstens, ohne dass ein Netzbetreiber aktiv in die Kontrolle oder Verbreitung involviert ist, und zweitens mit der Option, sich vom linearen passiven Fernsehen zu verabschieden. Der Zuschauer nabelt sich buchstäblich vom klassischen Kabelfernsehen ab. Moderne Fernseher sind heute so intelligent, dass sie, kaum ausgepackt, selbsttätig nach einem WLAN-Signal suchen und sich mit dem Netz verbinden. Auf dem Bildschirmmenü präsentieren sie dann eine appetitlich aufgemachte Auswahl an allen möglichen Apps: Dazu gehören die Plattformen der großen Streaming-Anbieter wie Netflix, Disney+, MagentaTV der Telekom oder Amazon Prime, aber auch die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender. Zeitversetztes Fernsehen boomt, immer weniger Verbraucher wollen sich noch nach starren Sendezeiten richten. Das ist den Sendern nicht entgangen; zukünftig wollen selbst ARD und ZDF ihre Programmstrategie auf die Mediatheken konzentrieren.

Aber auch das „ganz normale“, sprich lineare Fernsehen gibt es längst ohne Kabel- oder Satellitenanschluss; Anbieter wie Zattoo verbreiten nahezu sämtliche Sender aus dem Internet – und das gebührenfrei und ohne Vertragsbindung. Die Folge: Netzbetreiber-unabhängiges Fernsehen über Internet („OTT“) verblüfft mit sagenhaften Wachstumsraten von fast 80 Prozent. Die klassischen Verbreitungswege Kabel (minus 1,3) und Satellit (minus 0,8) verlieren in der Verbrauchergunst, das einst mit großen Ambitionen gestartete digitale Funkfernsehen DVB-T (minus 0,7) fristet unverändert eine Nischenexistenz.

Der Erfolg von Netflix & Co. beweist, dass der Zuschauer durchaus bereit ist, für attraktive Inhalte auch zu zahlen. Ende März 2021 hatten 49,2 Prozent der deutschen Haushalte ein Streaming-Abonnement abgeschlossen – oder sogar gleich mehrere gleichzeitig: 71 Prozent derjenigen, die gegenwärtig in Deutschland Geld für digitale Video-Inhalte ausgeben, sind laut Statista Global Consumer Survey bereits Netflix-Abonnenten. Nur Amazon Prime Video liegt noch minimal darüber. Dahinter folgt Disney+ mit 35 Prozent. [Quelle: https://de.statista.com/infografik/25370/umfrage-zu-abonnenten-von-streaming-anbietern-in-deutschland/] Der Corona-Lockdown hat die Abonnentenzahlen in die Höhe schnellen lassen. Dennoch dürfte mancher Marktbeobachter über die Zahlungsbereitschaft verblüfft sein, galt der deutsche TV-Zuschauer bislang als extrem preissensibel.

Die Netzbetreiber haben dem Boom der Streaming-Angebote nicht tatenlos zugesehen. Im Gegenteil, sie haben ihn aktiv befeuert: So bietet die Telekom schon seit 2006 Fernsehen über Internet (IPTV) an, heute herangewachsen zu MagentaTV, einem Bündelangebot aus den klassischen TV-Programmen, kombiniert mit Mediatheken und Streaming-Angeboten.

IPTV ist nicht OTT: Bei OTT-Angeboten bahnen sich die Inhalte ihren Weg frei durch dasselbe, offene Internet wie beispielsweise E-Mails oder Internet-Seiten. Bei IPTV werden die Datenpakete und die Übertragungskapazität dagegen vom Netzbetreiber aktiv „gemanagt“. Man braucht für den Empfang in der Regel ein gesondertes Gerät, eine IPTV-Box, die meist auch Aufnahmefunktionen auf Festplatte bietet. Der Vorteil: Die Übertragung ist stabiler als bei OTT, dank des aktiven Bandbreitenmanagements können auch hohe Datenmengen, etwa für die HD- oder 4K-Qualität, ruckelfrei bereitgestellt werden – sogar dann, wenn halb Deutschland gleichzeitig Streaming-Gassenhauer wie „Game of Thrones“ oder „The Crown“ schaut. Die Telekom hat ihr MagentaTV zu einem wahren Füllhorn ausgebaut, das klassisch-lineares Fernsehen, Streaming-Angebote von Netflix & Co., Online-Videotheken, die öffentlich-rechtlichen und privaten Mediatheken auf einer übersichtlichen Menüoberfläche zusammenführt. Exklusive Inhalte, etwa die Fußball-EM, gibt es dazu. Und all das, wohlgemerkt, funktioniert auch ohne Kabelanschluss aus dem herkömmlichen Telefon-/DSL-Anschluss. Sobald die Telekom jedoch ihre Glasfasernetze weiter ausgerollt hat, wird sich auch MagentaTV entsprechend weiterentwickeln.

Aufgrund des veränderten Nutzungsverhaltens und des reichhaltigen Angebots am Markt wundert es nicht, dass sich immer mehr Verbraucher ärgern, die sich vom Kabelanschluss abgenabelt haben, die Kabelgebühren aber dennoch über die Mietnebenkosten berappen müssen. In der Folge stellen immer mehr Hauseigentümer und Wohnungsbaugesellschaften den Kabelanschluss auf das Prinzip der Freiwilligkeit um, der Nutzer zahlt dann direkt an den Kabelnetzbetreiber. Durch die TKG-Novelle wurde dieses Prinzip Gesetz; bis spätestens 30. Juni 2024 müssen Vermieter und Verwalter das Kabel-Sammelinkasso beendet haben.

Vodafone war angesichts der Konkurrenz durch MagentaTV nicht untätig und bietet unter dem Namen Giga TV eine Plattform, die Kabelkunden bei der Stange halten soll. Der Wettbewerb zwischen MagentaTV und Giga TV hat bereits jetzt Folgen, vor allem für kleinere Netzbetreiber. Sie haben nicht die Marktmacht, um mit Streaming-Anbietern, Digital-Konzernen und Hollywoodstudios auf Augenhöhe verhandeln zu können. Die Politik sorgt sich derweil, dass der Zuschauer die Angebote von ARD, ZDF und auch private, als wertvoll erachtete Programminhalte aus den Augen verliert. Deshalb erließen sie in diesem Jahr einen neuen Medienstaatsvertrag, der „Inhalte von öffentlichem Interesse“ einen Sonderplatz auf dem Bildschirm-Menü zuteilt. Schon rangeln die TV-Sender um das neue „Prädikat wertvoll“ und die besten Plätze. Selbst RTL und ProSieben wollen plötzlich wertvoll sein. Der erste, der den Sinneswandel zu spüren bekam, war die Trash-TV-Ikone Dieter Bohlen – er wurde gefeuert. Stattdessen heuert RTL jetzt Tagesschausprecher an. Der Umbau der Fernsehlandschaft ist in vollem Gange; die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Auch die Wohnungswirtschaft muss dem Wandel entgegengehen: Der Anschluss an ein Glasfasernetz ist die beste Versicherung, für Medien-Innovationen gewappnet zu sein, und eine stabile Grundlage für Streaming, OTT, IPTV & Co.

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