Die neue Achtsamkeit
Megatrend Gesundheit
Unser Experte Peter Wallner analysiert für Sie den Megatrend Gesundheit.
„Den Megatrend „Gesundheit“ sollte man in seiner Auswirkung für Wohnungsunternehmen nicht unterschätzen. Aus ihm leiten sich unmittelbare Erwartungen an Baustoffe, Gebäude sowie an die Unternehmen als Arbeitgeber ab. Aber es ergeben sich auch Chancen …“
Das Wichtigste zum Megatrend Gesundheit auf einen Blick
- Das Thema Gesundheit ist ein zentrales Lebensziel in unserer Zeit und hat sich tief im Bewusstsein verankert
- Daraus entstehen neue Erwartungen an die eigene Person, aber vor allem auch an Unternehmen und Infrastrukturen
- Gesundheitsbewusste Menschen wollen sich in gesundheitsfördernden Lebenswelten bewegen und fordern dies als neuen Normalzustand ein – vor allem auch bezüglich ihrer Wohnung
Das Wissen um die Gesundheit ist in der Breite der Bevölkerung so groß wie nie
Mit ihrer Gesundheitsdefinition beschrieb die WHO 1948 erstmalig Gesundheit nicht mehr ausschließlich biomedizinisch, sondern bezog auch die Einflussfaktoren der Lebenslage und des Lebensstils mit ein. Unmittelbar auffällig ist, dass das Thema Gesundheit heute bei jedermann relevant ist, Wissen um die Gesundheit ist in der Breite der Bevölkerung so groß wie nie. Gesundheitliche Aspekte sind häufiger denn je handlungsleitend.
Dem widerspricht auch nicht die Tatsache, dass es aktuell insbesondere in den westlichen Industrienationen sowie auch in den Schwellenländern mehr übergewichtige Menschen gibt als je zuvor – Megatrends haben immer auch Gegenbewegungen oder stehen in Wechselwirkungen mit anderen.
Beim Thema Gesundheit wirkt zudem sehr stark die Individualisierung, die dafür sorgt, dass Gesundheitsfragen außerordentlich individuell ausgelegt werden.
Phänomene wie das Self Tracking
Wenn man Megatrends in Landkarten oder über Entwicklungslinien systematisiert, dann erscheinen – besonders in Wechselwirkung mit anderen Megatrends – zwei gedankliche Pfade mit ihren Nebenwegen besonders spannend:
Gesundheitliche Aspekte und Fragestellungen sind fast überall präsent und bringen dann Phänomene wie „self tracking“ (messen Sie auch wie viele Schritte Sie gegangen sind?), den „bike boom“ oder „detoxing“, also den nachdrücklichen Wunsch, Giftstoffe aus der Lebenswelt fernzuhalten. Ganz allgemein gilt diesbezüglich eine neue Achtsamkeit.
Das Wohnen verändert sich
Dies alles wirkt unmittelbar auf die Frage, wie Wohnungen, Häuser, Quartiere beschaffen sein müssen. In den Baubooms vorhergehender Dekaden hat die Frage nach den gesundheitlichen Aspekten der Baustoffe praktisch keine Rolle gespielt. Das ist heute anders und nicht zufällig wird seit wenigen Jahren auch dem Thema Asbest im Bestand mit nie gekannter Sensibilität begegnet.
Auf der Ebene der Quartiere gesellen sich zu Fragen der Aufenthaltsqualität zunehmend auch Fragen nach Beschattung, Luftqualität oder Mikroklima. Man muss nicht noch zusätzlich dem Thema „digital health“ nachspüren und feststellen, dass die Wohnung über Funktionsmessungen und Telesprechstunde zur Arztpraxis wird, um zu erkennen, dass auf der Ebene der Gebäude und der Quartiere der Megatrend Gesundheit für die Wohnungsunternehmen handlungsleitend wird.
Mit intelligent vernetzten Produkten kann jeder einfach und unkompliziert Aspekte seines eigenen Gesundheitszustandes beeinflussen und verbessern. Mit einer smarten Heizungssteuerung per App wird zum Beispiel nicht nur die Heizung sinnvoll und nach der jeweiligen Lebenssituation gesteuert, sondern verbessert durch optimales Lüften das Raumklima nachhaltig und unterstützt so eine gesunde Lebensweise. Ganz nebenbei senkt es noch die Heizkosten.
Chancen und Erwartungen sowie neue Herausforderungen
Auch aus einem zweiten gedanklichen Pfad leiten sich Überlegungen für Wohnungsunternehmen ab: Betrachten wir Gesundheitsbewusstsein, die Notwendigkeit zu lebenslangem Lernen und die zunehmenden Veränderungsdynamik in ihren Wechselwirkungen zusammen, dann ergeben sich hieraus neue Erwartungen der Mitarbeiter, aber auch Herausforderungen für Führungskräfte und letztlich auch für die Organisation.
Aber es ergeben sich auch Chancen. Wenn man Phänomenen wie Lebenslanges Lernen, Down Ageing (also bspw. den Erhalt von Verhaltens- und Lebensweisen auch im Alter) und den „Unruhestand“ betrachtet, dann ergeben sich hier sicher Ressourcen, die Arbeitgebern in Zeiten des Fachkräftemangels helfen. Warum sollten Unruheständler, die sich nicht alt fühlen und ihre Zeit zunehmend genießen wollen – ohne sich notwendig in den Schrebergarten zurückzuziehen - den Unternehmen nicht in Mini-Teilzeit oder projektartig zur Verfügung bleiben?
Wir dürfen sicher davon ausgehen, dass die Megatrends machtvoll Wirkung entfalten. Wie die Ausprägungen konkret sein werden, welche Erwartungen dann letztlich an Wohnungsunternehmen adressiert werden, ist dagegen nicht gewiss. Aber die Entwicklungslinien sind erkennbar und sicher ist, dass hier stets Chancen und Herausforderungen warten.
Als Denkanstöße haben wir ein paar aktuelle Zahlen zusammengestellt, die die Auswirkungen des Megatrends Gesundheit auf das Wohnen bereits heute deutlich zeigen.
Bleiben Sie also neugierig.