Interview mit Nico Wckerle
Wie leben wir in Zukunft?
Wissen teilen: An der Telekom Design Academy werden Mitarbeiter der Telekom sowie anderer Unternehmen in Design Thinking geschult – unter anderem von Dirk Schrod, Leiter Products & Services Design
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Wie werden wir in Zukunft wohnen? Und welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich daraus für Produkte und Dienstleistungen? Mit diesen Fragen haben sich die Kollegen von Telekom Design in ihrer Studie „Experience Strategy Living 2025“ beschäftigt. Wir sprachen darüber mit Nico Weckerle, VP Experience Strategy bei der Telekom und Verantwortlicher des Projektes.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Identifizierung der wichtigsten Einflussfaktoren auf das Thema Wohnen in der Zukunft
- Neue Formen des Wohnens aufgrund von Änderungen im Lebenswandel
- Konkrete Empfehlungen für die Entwicklung von relevanten Produkten und Dienstleistungen
Herr Weckerle, was sind die Kernthemen Ihrer Studie?
Wir haben gemeinsam mit Experten die wichtigsten Einflussfaktoren auf das Thema Wohnen in der Zukunft identifiziert und analysiert – unabhängig von bereits bestehenden Produkten und Dienstleistungen. Dabei haben wir die Auswirkungen der alternden Gesellschaft oder die zunehmende Enge in den Städten ebenso beleuchtet wie technologische Trends oder Fragen der Integration und der nachhaltigen Entwicklung.
Wie wird sich das Leben der Menschen verändern?
Unser Leben wird immer schneller, flexibler und facettenreicher. Wir leben nicht mehr die klassischen linear verlaufenden Biografien unserer Eltern. Ob Trennungen, Patchwork-Familienmodelle oder Jobwechsel – die Menschen von heute erleben weit mehr Veränderungen als früher. Daraus entwickeln sich auch neue Formen des Wohnens, wie Wohngemeinschaften, temporäre Unterkünfte oder Zweitwohnungen. Produkte und Dienstleistungen müssen sich diesen neuen Gegebenheiten anpassen. Dabei lassen sich Dienstleistungen, wie zum Beispiel Verträge, in der Regel leichter an neue Lebensphasen angleichen.
Wie sind Sie bei der Untersuchung vorgegangen?
Wir haben Menschen in ihrem Lebensumfeld beobachtet und ausführliche Interviews mit ihnen geführt. Besonders wichtig waren uns dabei die zugrundeliegenden Wertesysteme unserer Gesprächspartner. Denn diese sind im Erwachsenenalter stabil und helfen uns dabei, valide Aussagen über zukünftige Wünsche und Bedürfnisse zu treffen. Wir haben die Ansprüche der verschiedenen Wertetypen an ihre Wohnumgebung und das Zusammenleben, aber auch hinsichtlich der Nutzungsbereitschaft digitaler Dienste untersucht. Zu unseren Testpersonen gehörten unter anderem Bewohner unterschiedlicher Co-Living-Konzepte. Dabei gab es beispielsweise Mieter, die eine Haus-App einsetzen, um die Auseinandersetzungen über die Sauberkeit im Treppenhaus nicht von Angesicht zu Angesicht miteinander führen zu müssen. In einem anderen Wohnprojekt waren die Mieter dagegen nicht an einer solchen App interessiert. Sie hatten Sorge, sich dadurch menschlich von ihren Mitbewohnern zu entfernen. Der Grund für diese unterschiedlichen Verhaltensmuster sind die zugrunde liegenden Wertesysteme.
Was sind die zentralen Ergebnisse der Studie?
Das Ergebnis der Studie ist eine ganzheitliche Vision des Zusammenlebens. Das Papier besteht aus acht Aktionsfeldern und konkreten Empfehlungen für die Entwicklung relevanter Produkte und Dienstleistungen, die die Lebensqualität positiv beeinflussen. Zwei Beispiele: Unterstütze in Übergangsphasen und werde zu einem lebenslangen Begleiter, dessen Produkte und Dienste sich dem Lebensumfeld der Kunden anpassen – nicht umgekehrt. Oder: Lerne vom Verhalten der Kunden und passe Deine Dienste ihrem aktuellen Kontext an. Biete mehr Produkte in Form kurzfristig buchbarer Dienstleistungen an. Das klingt jetzt erst einmal ein wenig abstrakt, aber wir erarbeiten dazu auch Prototypen und exemplarische Umsetzungskonzepte.
Welche Produkte und Dienstleistungen werden 2025 besonders gefragt sein?
Produkte und Services sind immer dann erfolgreich, wenn sie ein grundlegendes Bedürfnis der Menschen erfüllen. Das wird auch 2025 so sein. Gefragt sind also Produkte, die Zeit und Kosten sparen und im richtigen Moment die richtige Hilfestellung bieten.
Gibt es Themen, die die Wohnungswirtschaft besonders betreffen?
Das Wohlbefinden vieler Mieter ist heute durch Lärm, schlechten Schlaf oder gesundheitsschädliche Keime beeinträchtigt. Vermieter suchen nach Wegen, ihre Gebäude dauerhaft in einem einwandfreien Zustand zu erhalten. Ein effektives Geräuschmanagement oder ein sensorisch geregeltes, automatisches Lüften könnten hier unterstützen.
Herr Weckerle, wir danken Ihnen für das Gespräch.