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Glasfaser zum Standard in Deutschland machen

Die wahren Gründe für den Glasfaser-Umstieg

Bonn, 14. Oktober 2022:

Nichts ist schneller als das Licht, nichts bringt mehr Bandbreite ins Haus als Glasfaser. Die wahren Gründe, Lichtleiter zum Standard für Deutschland zu machen, liegen jedoch tiefer. Auf diese Fakten kommt es jetzt an.

„Glasfaser bis in die Wohnung, FTTH, Fibre-to-the-Home“: Die Regierungsparteien haben gleich drei mögliche Schreibweisen für die digitale Vernetzung von Immobilien im Koalitionsvertrag verwendet. Der gläserne Weltstandard, der Lichtimpulse unterbrechungsfrei bis in die Wohnung bringt, soll auch in Deutschland gelten und nichts anderes: „Giga“ ist nicht genug, ebenso wenig „glasfaserhaltig“ und selbst „glasfaserschnell“. Alles, was auf dem Weg in die Wohnung Kupfer enthält, zählt nicht. Dass sich die Politik zu dieser auffälligen Eindeutigkeit hinreißen ließ, hat Gründe: Mit der Glasfaser wird allerhand Schindluder getrieben – besonders die Kabelnetzbetreiber haben in den letzten Jahren viel (Werbe-)Geld investiert, um ihre Netze besonders gegenüber Verbrauchern, Politik und Immobilienwirtschaft als gefühlt gleichwertig erscheinen zu lassen. Noch 2019 rief Vodafone die „Giga-Republik Deutschland“ aus, um dem britischen Konzern hierzulande eine staatstragende Aura zu verleihen. Jedoch ohne Bekenntnis zu Glasfaser: Schließlich hatten die Briten gerade 18,4 Milliarden Euro ausgegeben, um die Kabelnetze von Unitymedia zu kaufen. Inzwischen kündigte Vodafone allerdings an, einen Finanzierungspartner für den Bau von Glasfasernetzen zu suchen. Ob es sich dabei um echte Glasfasernetze handelt oder nur Teile der Infrastruktur modernisiert werden sollen, bleibt vorerst offen.

Mieter wollen Anbieterfreiheit

Die komfortable Bündelung von Live-Fernsehen, Streaminganbietern, Videotheken und öffentlich-rechtlichen Mediatheken auf einer einzigen Oberfläche von Netflix, Disney+ und Co. und Plattformen wie MagentaTV sowie die Verbreitung von internetfähigem Smart-TV beschleunigten den Trend: Mieter wollen heute frei entscheiden, über welche Leitung, mit welchem Gerät und über welchen Anbieter sie sich informieren und unterhalten lassen können. Dass der Vermieter seine Mieter zum Kabelfernsehen „verdonnert“ und dabei den Anbieter vorschreibt, kommt einem vor wie eine Einmischung in die Privatsphäre. Kein Wunder, dass besonders die Verbraucherzentralen jahrelang Druck machten, die Umlagefähigkeit der Kabelgebühren abzuschaffen. Diesem Wunsch kam der Gesetzgeber nach: Spätestens bis 30. Juni 2024 darf die Kabelgebühr nicht mehr über die Nebenkosten abgerechnet werden. Viele private Vermieter und Wohnungsunternehmen haben den Trend frühzeitig erkannt und die Kabelnetzbetreiber gebeten, ihre Verträge vom Sammelinkasso auf die individuelle und freiwillige Einzelnutzerabrechnung mit dem Mieter umzustellen.

Vorsicht vor neuen Kabelverträgen

Das aus dem Trend jetzt Gesetz wird, bringt viele Kabelnetzbetreiber dennoch in die Bredouille: Sie hatten sich so sehr an das für sie bequeme und völlig risikofreie Abrechnungsmodell gewöhnt, dass sie technisch und kaufmännisch nicht in der Lage sind, auf Einzelnutzerverträge umzustellen. Das Problem betrifft durchaus große Kabelnetzbetreiber, die in den letzten Jahren Netze von kleinen, regionalen Kabel- und Antennenbaufirmen zusammengekauft hatten. In die Modernisierung dieser teils maroden Hausverteilnetze zu investieren, lohnt sich jetzt nicht. Vor diesem Hintergrund bieten Kabelnetzbetreiber [vWG1] den Wohnungsunternehmen nun neue Verträge an, die das kommende Nebenkostenumlageverbot unterlaufen und Mieter von der Abwanderung abhalten sollen. Das Kalkül: Sind die Bewohner alle wieder ans Kabelnetz gebunden, lohnt sich für den Glasfaseranbieter die Erschließung der Liegenschaft nicht mehr.

Diese Rechnung geht jedoch auch für den Gebäudeeigentümer nicht auf. Haus & Grund hat für Immobilien mit Glasfaseranschluss eine Wertsteigerung von acht Prozent ermittelt. Mittelfristig werden Wohnungen und Büros ohne Glasfaser die Ausnahme sein und verlieren dann an Wert. Sobald eine kritische Masse beim Glasfaserausbau Deutschlands erreicht ist, verändert sich auch die Mediennutzung – wie, lässt sich heute noch gar nicht absehen. Selbst Steve Jobs wusste bei der Premiere des ersten iPhones 2007 nicht, wie es den Alltag der Menschen verändern würde. Die DOCSIS[AH2] -Technologie bei Koaxkabeln ist außerdem nicht vergleichbar mit der Glasfaser: Die Reduktion auf „nur“ ein Gigabit pro Sekunde ist dem Umstand geschuldet, dass die heutigen Endgeräte mehr Tempo nicht verarbeiten können. Die Kapazität der Glasfaserleitungen ist allerdings physikalisch nahezu unbegrenzt. Das macht sie zur Infrastruktur für heute und die kommenden Jahrzehnte. Nachhaltig ist die Datenübertragung mittels Lichtimpuls auch aus einem anderen Grund: Sie ist energiesparender und somit klimafreundlicher. Das unterscheidet sie außerdem vom Koaxkabel. Am Ende ist es nicht allein der steigende Bandbreitenbedarf der Haushalte und Unternehmen, sondern auch der steigende Strompreis, der Glasfaser zum Nachfolger des Fernsehkabels machen wird.

Kostenlose FTTH-Netze

Gut möglich, dass die Koax-Kabelnetze eher früher als später abgeschaltet werden. Dafür sorgen nicht nur Bandbreite und Nachhaltigkeit der FTTH-Netze, sondern vor allem die Telekom: Sie hat erklärt, den Rekordbetrag von 30 Milliarden Euro in den Bau von FTTH-Netzen zu investieren, um bis 2030 den „Anschluss für alle“ zu verwirklichen. Dafür wirbt sie auch um die Gunst der Wohnungsunternehmen und Immobilienverwalter und lockt mit einem kostenlosen FTTH-Anschluss. In Zeiten steigender Kosten ist das ein Wort, zumal die Telekom auch Betrieb, Kundenservice und Entstörung ihrer Netze auf eigene Kosten übernimmt. Weil die Telekom ihre Konkurrenten auf ihr Netz lässt und die Mieter zu nichts verpflichtet werden, geht die Modernisierung der Liegenschaft mit mehr Verbraucherfreiheit Hand in Hand. Und wo ist der Haken? Den gibt es nicht, beteuert die Telekom – wirbt aber um frühzeitige Kontaktaufnahme. Am besten, bevor der Ausbau losgeht, weil sich dann die Liegenschaften optimal einplanen lassen.

Der Installationsort des Hausanschlusses und die Leitungsführung in die Wohnung sollten am besten vor Ort besprochen werden – das ermöglicht eine unauffällige Verlegung. Weil Glasfaserleitungen dünn sind wie ein menschliches Haar und selbst mit ihrer Kunststoffummantelung kaum auffallen, verursacht das weniger Aufwand, als man es von Koaxkabeln gewohnt ist.

Dieser Artikel erscheint in der aktuellen Ausgabe Liegenschaft aktuell.

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