Ein wirkungsmächtiger Treiber unserer Zeit
Megatrend Neo-Ökologie
Unser Experte Peter Wallner analysiert für Sie den Megatrend Neo-Ökologie.
„Die Neo-Ökologie kommt mit ihren vielfältigen, oft widersprüchlichen Erscheinungen für Wohnungsunternehmen ein wenig sperrig daher. Denn einerseits wird ja bereits massiv in die Bestände investiert, um insbesondere in Hinblick auf den CO²-Ausstoß Beispielhaftes zu leisten. Und andererseits ist das Erleben nicht selten, dass ökologische Investments von den Kunden nicht wirklich wertgeschätzt werden. Aber die Beschäftigung mit der Neo-Ökologie lohnt sich, die ableitbaren Impulse sind spannend und durchaus wertvoll.“
Das Wichtigste zum Megatrend Neo-Ökologie auf einen Blick
- Der Megatrend Neo-Ökologie reicht in jeden Bereich unseres Alltags hinein und gewinnt vom Nischen-Thema der letzten Jahre zunehmend an Bedeutung.
- „Nachhaltigkeit“ oder „Energieeffizienz“ sind bereits jetzt schon Bestandteil strategischer Überlegungen im Bereich der Wohnungswirtschaft, werden aber von Kundenseite noch zu wenig wertgeschätzt.
- Der Trend bietet für Wohnungsunternehmen ein erhebliches Potenzial, ökologische Motive mit dem persönlichen Nutzen für Mieter zu verbinden und gewinnbringend einzusetzen.
Ökologisches Denken rückt in den Fokus der Gesellschaft
Der Erfolg der Grünen bei den letzten Wahlen oder die Aufmerksamkeit für die Fridays-for-Future-Bewegung zeigen, dass ökologisches Denken von einem Nischen-Thema zum Mainstream geworden ist. Man kann sagen, dass die Neo-Ökologie hinsichtlich der gesellschaftlichen Durchdringung einer der wirkmächtigsten kulturellen Triebfedern unserer Zeit ist. Fast niemand kann oder will sich diesem Trend entziehen, ein bisschen Öko ist jeder – in Zeiten der Individualisierung sind die konkreten Lebensprofile dann aber – ganz anders als in den Ursprüngen – höchst individuell.
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz auch im Bereich der Wohnungswirtschaft
Möglicherweise ist das der Grund, warum sich Wohnungsunternehmen hinsichtlich Kunden und Produkt bei diesem Thema so zurückhaltend zeigen, immerhin kommt zumindest der ehemals gemeinnützige Teil der Branche eher aus der Kultur der Standardisierung und der Massentauglichkeit. Trotzdem darf man sagen, dass die deutschen Wohnungsunternehmen in ihrem unternehmerischen Denken und Handeln deutlich von ökologischen Überlegungen geprägt sind. „Nachhaltigkeit“ oder „Energieeffizienz“ sind Bestandteil aller strategischen Überlegungen, Begriffe des Alltags und prägen die Produktgestaltung.
Den Mieternutzen als Geschäftschance für Wohnungsunternehmen verstehen
Gleichwohl ist festzustellen, dass Mieter selten nach Energieausweisen fragen und die Zahlungsbereitschaft für ökologische Aufwertungen hält sich zumeist in Grenzen. Trotzdem macht es natürlich Sinn, danach zu fragen, inwieweit die Neo-Ökologie für Wohnungsunternehmen Geschäftschancen eröffnet.
Dabei sollte zunächst nicht übersehen werden, dass viele Phänomene wie der Bio-Boom, das Thema Achtsamkeit und neue Wertschätzung für Lebensqualität, ganz konkret auf den Nutzen des Menschen gerichtet sind – so wie auch das Phänomen des Flexitariers, der nicht ideologische Grenzen zieht bei der Frage was gegessen wird, sondern nach seinem (gesundheitlichen) Nutzen fragt. – Wer hier ansetzt, kann Angebote machen: So wird vielerorts darüber nachgedacht, Wohnquartiere konsequent auf die heißer werdenden Sommer auszurichten und Architektur wie Umfeld mit Blick auf das Mikroklima zu gestalten. – Das sichert den Bewohnern dann hohe Lebensqualität auch in Hitzeperioden und zahlt gleichzeitig auf das ökologische Bewusstsein ein. Ganz ähnlich verhält es sich mit klugen Angeboten aus der Sharing Economy. Auch hier verbinden sich unmittelbarer Nutzen mit ökologischen Motiven.
Die Gemeinwohlorientierung des Gutbürgers
Die Neo-Ökologie ist in ihren Ausprägungen, ohne in Verbindung mit einem anderen starken Megatrend gesehen zu werden, nicht zu verstehen. Der Schlüssel ist hier die Individualisierung. So werden die ökologischen Impulse vielfältiger und letztlich weniger planbar.
Ökologische Bewegungen und Impulse der Zeit nun aber allein auf die Suche nach persönlichem Nutzen zu reduzieren, greift auch wieder zu kurz. Verbreiteter als der viel beschriebene Wutbürger ist der Gutbürger, der bereit ist, sich für eine sinnvolle Sache einzubringen. Wer damit experimentiert hat, Anwohner in Regenwasserkonzepte im Quartier einzubinden, hat zumeist gelernt, wieviel Kraft dort steckt.
Die deutschen Wohnungsunternehmen stecken viel ökonomische, kapazitative und fachliche Kraft in den energetischen Umbau ihres Bestandes und übernehmen da erhebliche, gesellschaftliche Verantwortung. Zu Recht wünschen sich Wohnungsunternehmen da angesichts negativer Presse wegen hoher Mietbelastungen manchmal mehr Wertschätzung durch Gesellschaft und auch Politik. Aber auch die Mieter registrieren bspw. die Nachrüstung von Bestandsimmobilien mit Wärmedämmverbundsystemen vor allem als Belastung während der Bauphase und als wirksam in Hinblick auf Heizkosten. Klimapolitik ist da oft zu theoretisch und weiter weg.
Ökologisches Motiv mit Kundenmehrwert verbinden
Wollte man den Wohnungsunternehmen raten, so böte es sich an, neben das ökologische Handeln im Unternehmensalltag konsequent die Verbindung aus ökologischem Motiv und konkretem Kundenmehrwert zu suchen. Die genannten Beispiele auf Quartiersebene, nämlich deren Umgestaltung in Hinblick auf das Mikroklima (weg mit versiegelten Flächen, Schattenspender statt betriebskostenoptimierter Rasenflächen, Wasserwirtschaft …) sowie die diesbezügliche Beteiligung der Anwohner bieten erhebliches Potenzial für Zusatznutzen und Kundenbindung.
Wer genau hinschaut, dem gehen mit den Impulsen der Neo-Ökologie die Ideen nicht aus, gesellschaftlichen Nutzen, Kundennutzen und Wertbeiträge für das Unternehmen miteinander zu verbinden.
Bleiben Sie also neugierig.